Letztes Wochenende
haben wir unser Spielmobil auf echtem Papier in den örtlichen Zeitungen annonciert.
Bereits am
Freitagmorgen 5.00 Uhr klingelte das Telefon – mein Mann und ich noch im
Tiefschlaf. Also blieben wir grummelig liegen. Um 6.50 Uhr, mein Mann war kaum
aus dem Haus, klingelte das Telefon schon wieder.
Es war der erste
von unzähligen Menschen, die an diesem Tag anriefen. Ich wunderte mich sehr
über so viel Interesse, bis ich schnallte, dass die meisten Leute sich unter einem
Ford Euroline Campingbus eher ein Wohnmobil mit 5 Zimmer, Küche, Bad
vorstellten. „Haben Sie keine Sorge… es hat einen Aufzug!“, konnte ich mir nach
dem zigsten Anruf nicht mehr verkneifen.
Ein Ehepaar war
dann tatsächlich sehr interessiert und kam uns besuchen. Am Samstagnachmittag
rückten, klappten und drehten wir die Komfortvelours-Sitze, klappten den
Esstisch aus und ließen ihn wieder verschwinden. Die Leute waren begeistert. Es
sei ihr Traumauto! Genau das Richtige für sie. Und wie gut der noch aussähe! Wir
sollten doch bitte keine Anrufe mehr entgegennehmen und bis Dienstag warten,
denn dann würden sie das Auto abholen zusammen mit einem erfahrenen KFZler, der
noch mal schauen sollte, ob technisch alles ok sei. Sie sprachen noch lange von
ihren Hobbys, holten Bilder hervor – die Dame wollte das Auto am liebsten
gleich mitnehmen, aber man habe das Geld eben nicht greifbar. Wir ließen noch
500 Euro nach, da an der Hecktüre eine Roststelle ist. „Ich kaufe Ihr Auto mit achtundneunzigprozentiger Sicherheit!!!“, grinste der glückliche Mann und drückte fest meine Hand beim Gehen.
Auch Sonntag und
Montag stand das Telefon nicht still von all den Menschen, die Aufzug fahren
wollten. „Wissen Sie denn nicht, dass ein Wohnmobil zu diesem Preis nicht zu
haben ist?“, fragte ich entnervt. „Irgendwie schon, aber Wunder gibt es immer
wieder“, war eine Antwort.
Nun kam der
Dienstag und das freundliche Ehepaar erschien mit dem KFZler, der extra hohe
Rampen zum Aufbocken und Drunterschauen mitgebracht hatte. Technisch
einwandfrei! Wusste ich eh, da die Kiste ja gerade anstandslos durch den TÜV
marschiert war. Sie fuhren das Auto durch die Gegend und da gab es auch nix zu
jammern.
„Haben Sie eine
grüne Plakette?“, fragte der KFZler. „Was für eine Plakette?“, frage ich
verwundert. „Na die Umweltplakette für
die Innenstädte“. Hm… keine Ahnung. Unser Spielmobil ist 11 Jahre alt und im
Millennium war von Umweltplaketten noch keine Rede. Mein Mann wäre mit seinem 9
Jahre alten Ford Fiesta auch nicht in Frankfurts Innenstadt gekommen. Aber das
kann man sich doch denken, oder nicht? Auch mein Argument, dass man doch mit
einem Russpartikelfilter nachrüsten könne, fruchtete nicht mehr. Die Leute
waren enttäuscht von dieser scheußlichen Russschleuder und zogen von dannen.
Das einstige Traumauto hatte sich innerhalb von Sekunden in ein Schmutzmonster
verwandelt.
Am nächsten Tag
rief mich ein Händler an, er wäre an unserem Spielmobil interessiert, auch ohne
Aufzug und grüner Plakette. Auch die Campingutensilien wären uninteressant – er
wolle nur das Auto ohne Zubehör. Er bot einen recht interessanten Preis. Ich
erbat mir Bedenkzeit und der Händler rief noch mehrmals an. Nach Rücksprache
mit meinem Mann vereinbarten wir einen Termin für Freitagnachmittag. Soweit, so
gut.
Zwei Stunden vor
Besichtigungstermin rief der Händler an und meinte, dass sein Partner
abgesprungen sei und es nun doch nix würde mit dem Kauf.
Am Abend schien
noch mal die Sonne und wir machten einen wunderschönen Ausflug mit unserem
roten Spielmobil, was so herrlich glänzend rausgeputzt uns gemächlich durch die
Straßen fuhr.
Ich sitze bequem im
drehbaren Velourssitz mit Armlehnen fast wie im Wohnzimmer und schaue, wie die
Landschaft an mir vorüberzieht – Max liegt hinten vor der Küchenzeile und
schläft.
Unser Rotes
Spielmobil lächelt zufrieden vor sich hin…
Die Bedeutung des
relativ neuen Gesetzes betreffend die Feinstaubplakette ist mir erst jetzt so
richtig bewusst geworden. Anstatt die Autoindustrie in die Verantwortung zu
nehmen, z. B. mit Zulassung ab bestimmtem Datum nur mit Russpartikelfilter,
muss der normale Bürger sehen, wie er zurecht kommt. Nach meinen Recherchen
zufolge, hatten die meisten Autohersteller einen entsprechenden
Russpartikelfilter zur neuen Gesetzgebung gar nicht parat. |