Möglicherweise
kommt jeder Mensch irgendwann einmal auf den scheußlichen Gedanken, dass seine
Zeit auf dieser Welt endlich ist. Realistisch gesehen ist bereits weit über die
Hälfte meiner Lebensspanne verstrichen.
War
ich mit 20 noch unsterblich, so begann ich mit etwa 45 langsam an meiner
ursprünglichen Annahme zu zweifeln.
Nun
stehe ich morgens auf und bevor ich mich noch richtig an den Tag gewöhnt habe,
ist er schon wieder vorbei.
Ich
schaue auf den Sekundenzeiger der Uhr, der unerbittlich weiter eilt, tick-tack,
tick-tack, er rast geradezu, auch wenn ich nur da sitze und gar nichts weiter
tue, als ihn zu beobachten, wie er seine Runden dreht.
Ging
ich mit 30 noch die unendliche Geschichte an, so überlege ich mir heute, manche
Langzeitprojekte gar nicht mehr ins scharfe Kalkül einzubeziehen.
Dieser
verdammte Sekundenzeiger frisst sich durch meine Lebensspanne wie Pacman.
Jede
Sekunde, jede Minute, jede Stunde, jeden Tag, jede Woche, jeden Monat und jedes
Jahr mit wachsender Geschwindigkeit. Fast meine ich zu glauben, das
Weltgeschehen im Zeitraffertempo zu erleben.
Hatte
ich gestern noch über die nicht zu verachtenden Vorteile meiner elektrischen
Schreibmaschine sinniert, so maile ich heute via Internet. Noch gestern stritt
ich mit Revoluzzern aus echtem Fleisch und Blut am realen runden Tisch, heute
besuche die die Online Communities.
Alles
passiert irgendwie so schnell, selbst draußen in der freien Natur. Schon sind,
nach dem ich kaum den harten Winter innerlich verarbeitet habe, die ersten Buschwindröschen
ganz heimlich über Nacht aus dem Boden geschossen um fast in der gleichen
Sekunde wieder zu vergehen.
Ich
schaue von meinen Gärtnerversuchen im zeitigen Frühjahr auf und sehe die
Kraniche kreischend über mein Haus fliegen, ich schaue ein zweites Mal auf und
sie fliegen schon wieder kreischend von dannen, während der erste Schnee den
Garten zudeckt.
So
muss es wohl geschehen sein, dass mir dieses eine Jahr einfach entwischt ist...
…
denn heute hat mich eine langjährige Freundin im Geplauder darauf aufmerksam
gemacht, dass ich diesen Sommer nicht 54 sondern schon 55 Jahre alt werde. Und
sie hatte recht! Ich konnte rechnen, wie ich wollte. Ein Jahr wurde mir
irgendwie geraubt.
Durch
Pacman?
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Man
sollte sich seine Freunde außerordentlich sorgfältig wählen! |