Lebensgemeinschaft
 
 


Es ist zwanzig vor Vier und ich setze gerade den Kaffee auf, denn bald wird mein Mann heimkehren, von einem Tag voller Arbeit. Er wird sich bereits auf dem Heimweg befinden, sich noch durch den Schnee kämpfen und dann ich der wohligen Wärme unseres Baus auf dem Sofa zusammenbrechen.
 
Er wird mir von seinen Schlachten erzählen, während wir Kaffee trinken, von Erfolgen, Ärger und Misserfolgen, von guten und bösen Kollegen, und ich werde ihm von meinen Abenteuern mit Purzel erzählen, von Erfolgen und gescheiterten Versuchen, von guten und bösen Schülern meiner Kurse.
 
Dann werden wir gemeinsam die Welt retten, denn auch heute – so versicherten uns die Nachrichten- haben die Politiker wieder mal versagt!
 
Wir werden beide zufrieden sein, dass am Ende eines jeden Tages jemand da ist, der zuhört, die Anwesenheit einer vertrauten Seele spüren, wenn da draußen in der feindlichen Welt der Wind um die Häuser heult. Wir werden in stundenlangen Gesprächen neue Pläne schmieden, Abenteuer erleben und unsere glorreiche Zukunft planen. Ja, jeden Tag und das seit 35 Jahren.
 
Nun klingelt das Telefon und mein Mann erzählt mir, dass es länger wird. Und es wird länger – und länger – und länger. Es ist bereits dreiviertel Sieben, als ich mit Purzel die Abendrunde drehe. Purzel schaut mich seltsam an, denn mein Mann dreht normalerweise die Abendrunde mit ihm. Es ist kalt draußen, entsetzlich dunkel und kalt.
 
Scheußliche Gedanken schleichen sich zusammen mit der Kälte und im Schein meiner einsamen Taschenlampe ein. Ich denke an Schneeverwehungen, an unvorsichtige Autofahrer und an meinen Mann, der möglicherweise irgendwo da draußen im meterhohen Schneegräben festsitzt… mitten in der Einsamkeit und ganz ohne Handy!
 
Wenn ich um die Ecke in unsere Straße biege, so denke ich mir, ist sein Auto vor der Tür – denn ich bin schon eine halbe Stunde da draußen. Ich schaue vom Wald auf unser kleines Haus und sehe das wohlige Licht brennen. Purzel und ich biegen um die Ecke in unsere Straße ein, und kein Auto steht da.
 
Ich schalte die Kaffeemaschine aus. Ich füttere meinen Hund und schnappe mir den Besen, um mein Auto von seiner Schneeschicht zu befreien.
 
Ich habe Magenschmerzen!
 
Ich öffne die Garagentür nach draußen und da steht doch das Auto meines Mannes…
 
Er öffnet die Tür von der Küche zur Garage und schaut mich an. Wie schön, wie vertraut, wie wunderbar!

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