Alltag




Ich habe vor kurzem meinen 53. Geburtstag gefeiert – komischerweise nicht mehr so, wie sonst. Meine Gäste scheinen keinen Wert mehr auf wilde Partys zu legen sondern sitzen viel lieber zusammen und reden über ihre Schmerzen und Krankheiten.

 

„Ja, das hab’ ich auch!“ schreien sie auf.  Ist so ähnlich wie ein Wettkampf der Krankheiten und wer welche schon gehabt hat, wobei die Auswirkungen in allen bunten Farben geradezu phantastisch ausgeschmückt werden. So tauschen wir unsere Erfahrungen aus – auf einer Party! Dass mir so was widerfahren würde, hätte ich im Leben nie gedacht.

 

Ich komme mit lauter alten Krüstchen zusammen, mit Leuten, mit denen ich nie zusammen kommen wollte. Dabei sind es doch einfach nur die Menschen, die schon immer mit mir zusammen gekommen sind. Bin ich etwa auch…? Ein scheußlicher Gedanke!

 

Wo sind die Herausforderungen von einst? Die Abenteuer? Das Risiko?

 

Unser Haus ist lange fertig, der Garten ist perfekt. Ich schleiche durchs Grün und schnippe hier und da eine verdorrte Blüte ab. Mein Mann kommt k.o. nach Hause und sinkt müde aufs Sofa. Nach dem Genuss des Schokoladenkuchens, den ich liebevoll gebacken habe, ist’s endgültig vorbei und er schläft ein, schnarcht zusammen mit Max um die Wette, während ich vom „echten“ Leben träume…

 

Mein Fazit, wenn ich meine täglichen Runden drehe: „Ich bin für den Alltag nicht tauglich!“

 

„Was mache ich hier?“, frage ich mich täglich, wenn ich meine immer gleichen Runden drehe, mit Hündchen gehe, im Garten schnippe, das immer wieder sauber machen, was am nächsten Tag eh wieder schmutzig ist. Ein Tag reiht sich an den nächsten, wie die immer gleichen Perlen einer industriell gefertigten Kette.

 

In meinen Tagträumen sehe ich mich als die Silvia, die die Inseln der Südsee erkundet, natürlich ohne jegliche Alterserscheinungen. Dass ich mich morgens aus dem Bett rolle und nur mein Hund dieses neue Spiel zu genießen scheint, versuche ich zu ignorieren. „Bandscheibenvorwöblung“, sagt mein Hausarzt und ich höre die Evolution, die mir leise zuraunt, dass ich mich zu verzischen habe. „Wenn die Beine wegknicken, kommen Sie wieder…“, ruft er mir noch nach – ein tröstlicher Gedanke…

 

Wenn ich mit meiner Wärmflasche im Kreuz allabendlich von den Abenteuern, die noch vor mir liegen, träume, beschleicht mich der Gedanke, ob ich ohne die rettende Wärmflasche überhaupt noch in der Lage wäre, einen 20 kg Rucksack durch die Tropen zu schleppen. Ich könnte sie vielleicht zwischen Rücksack und Kreuz klemmen…

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