Seit
Monaten kämpfe ich um den „gelben Sack“, denn die vielen Rollen, die ich vor
Jahren gehamstert hatte, sind mir ausgegangen, und ich kann - obschon ich mich bemühe, ein braver Bürger zu sein -
meinen Müll nicht mehr trennen.
Mir
fehlt einfach die wichtigste Voraussetzung, nämlich der gelbe Sack. Seit Jahren
wird er nicht mehr geliefert und so setze ich mir meine Detektiv-Mütze auf und
begebe mich auf die Suche nach den Schuldigen.
Ich
habe mir für dieses Vorhaben einen freien Tag ausgewählt, denn ich wusste
bereits, dass die Sache nicht so einfach sein würde, wie man gemeinhin annehmen
sollte. Wir leben schließlich in einer modernen Gesellschaft mit vielen
Automaten und so genannten Hotlines! Will heißen: Service sofort.
Die
Gemeinde, so wird mir mitgeteilt, sei dafür nicht zuständig. Es sei die
Kreisverwaltung. Das ist ja schon mal eine Auskunft, die mir weiter hilft!
So
rufe ich dort an, wo mir eine freundliche Automatenstimme versichert, dass ich in wenigen Minuten bedient werden würde. Nach 15 Minuten bin ich tatsächlich bedient! Das Lied, welches
ich höre, geht mir seit dem nicht mehr aus dem Kopf.
Der
nette Herr bei der Kreisverwaltung versichert mir glaubwürdig, dass auch diese
Verwaltung nicht zuständig sei, denn der gelbe Sack sei ein eigenes Unternehmen,
welches auch für die Auslieferung verantwortlich sei. Er empfiehlt mir, deren
Hotline anzurufen.
Ich
tue dies, und die freundliche Dame dort versichert mir, dass sie mich soeben
und sofort in den Kreis der Erlauchten aufgenommen hat, die in Kürze eine
Lieferung der begehrten Säcke erhalten wird.
Ich
bin beglückt, denn das war ja gar nicht so schwierig. Es ist nur der Vormittag
drauf gegangen, kein Thema!
Ein
Monat geht ins Land – jeden Morgen öffne ich erwartungsvoll meine Haustür, um
die Rollen der gelben Säcke in Empfang zu nehmen. NICHTS! Haben die mich
vergessen? Hat die nette Dame am Telefon nach meinem Anruf einfach nur zum
150sten Mal an diesem Tag den Stinkefinger in die Luft gehoben und weiter ihre
Fingernägel lackiert?
Ich
rufe nochmals die „Gelbe Sack Hotline“ an. Noch glaube ich an die Menschheit …
möglicherweise sind den Zulieferern kurz vor meinem Hause die Säcke
ausgegangen.
Ein
netter Herr meldet sich diesmal und teilt mir freundlichst mit, dass nicht
direkt an den Endverbraucher ausgeliefert werde, sondern einmal pro Jahr an
Auslieferstellen. Das sei in meiner Gemeinde die freiwillige Feuerwehr.
Ich
denke an die vielen Spenden, die ich unserer freiwilligen Feuerwehr in all den
Jahren habe zukommen lassen und meine Augen verengen sich zu winzigen
Schlitzen…
Natürlich
könnte ich zur Gemeinde fahren, denn die haben, so
versicherte man mir, einen gewissen Vorrat der begehrten Rollen. Denn wenn ich
umweltfreundlich sein möchte, so soll ich mich doch wenigstens auch
entsprechend anstrengen und keine Kosten und Mühen scheuen.
Genauso
wie ich demnächst meine Formulare zur Steuererklärung holen darf, da auch diese
mir nicht mehr zugesandt werden. Ich bin zwar verpflichtet, eine solche
Erklärung abzugeben, aber woher ich die Formulare erhalte, ist mein Problem.
Warum
fühle ich mich eigentlich total verarscht? |