Bevor
wir Globaltrottel wurden, wollten wir, mein Mann und ich, im zarten Alter von
Anfang 20, erst mal reich werden. Und das, ohne im 8 Stunden Spießerjob für die
nächsten 45 Jahre zu versauern und uns von den großen Bossen dieser Welt
täglich in den Hintern treten zu lassen.
Wir
wollten selber die großen Bosse werden, etwas bewegen in der Welt und taten uns
mit 2 Freunden zusammen, mit denen wir uns seit Jahren wochenends trafen,
Doppelkopp spielten und Bierdosentürmchen bauend unsere glorreiche Zukunft
besprachen.
Wir
hatten super Ideen aber keinerlei Kohle, also gründeten wir eine OHG, um –total international- Handel mit dem Rest der Welt zu treiben. Wir waren jung, unsterblich, total clever und würden, neben unseren normalen Tätigkeiten wie Studium und Job, eben mal
kurz reich werden. Und das kam uns damals tatsächlich ziemlich einfach vor.
Ich
arbeitete bereits seit einem Jahr als Chefassistentin in einer internationalen
Handelsgesellschaft in Frankfurt und wähnte mich als „alten Hasen“, was Akkreditivgeschäfte
anbetraf. Unsere Partner hatten immerhin studiert und das bedeutete damals noch
was, nämlich, dass man’s echt drauf hatte! Es konnte also nichts schiefgehen.
So
holten wir uns einen Gewerbeschein, wurden Mitglied bei der IHK, die uns mit
Auftragsideen beliefern sollte und richteten uns im Keller unserer Partner ein,
den wir neu renoviert und schwimmbadblau gestrichen hatten.
Es
gab damals natürlich noch kein Internet, keine E-Mails – sondern meine
elektrische Schreibmaschine und echten Briefverkehr.
Also
trafen wir uns mehrmals pro Woche im Schwimmbadkeller und bauten internationale
Kontakte auf. Es war ungeheuerlich spannend und die erste Million war bereits
in greifbare Nähe gerückt.
Wir
träumten und diskutierten,
schrieben unzählige Briefe, empfingen Briefe und
freuten uns. Fast hätten wir auch den ersten fetten Auftrag gehabt, eine
Lieferung mit zigtausenden von Hühneraugenpflastern nach Pakistan.
Wir
zitterten vor Nervosität, als wir alle vier im Fiat Panda in die Tiefgarage des
Frankfurter Hofs fuhren, so richtig aufgebretzelt im Anzug und Kostüm, um uns
mit einem spanischen Kochtopflieferant zu treffen, der im hiesigen Raum eine
Vertretung suchte.
Wir
hatten’s überhaupt nicht drauf, wir
hatten keine Ahnung, aber
… wir
waren dabei mit den ganz Großen
…
wir waren international
…
wir waren Bosse!
Irgendwann
fraß uns der tägliche Normaljob auf, die Schwangerschaften der Ehefrauen
unserer Partner, der Mangel an Kohle und sonstige Unbilden des alltäglichen
Lebens. Wir wurden doch Normalos und legten das „Boss-sein“ erst mal ad acta. |