Heute, am 8.
Februar 2011, nach einem mörderischen Winter mit 40 cm Schneehöhe, erscheinen
ganz andere Zeichen im Wald.
Sie Sonne scheint
und ich schwitze mit meiner dicken Jacke. Die wenigen Vögel, die durchgehalten
haben, singen ein wenig und Purzel ist ins Schnüffeln vertieft, denn alles
duftet nach geheimnisvollen Ereignissen. Der Schnee ist weg und das erste Grün
wagt sich aus der Erde. Ich sehe winzige Insekten durch die Lüfte eilen und
recke mein Gesicht dem Sonnenschein entgegen.
Hier oben im tiefen
Wald ist alles friedlich. Kein Mensch, der mir seinen Frust ins Ohr brabbelt,
keine Autos oder sonstige störende Geräusche unserer modernen Zivilisation.
Selbst Max ist so in seinem Schnüffel-Element, dass er gar nicht bemerkt, wie
ich abseits des Weges auf einem bemoosten Baumstamm eine Rast einlege. In Kürze
wird er wohl die Panik kriegen, weil er nicht auf mich geachtet hat, und mich
suchen.
Ich höre, schaue
und rieche, wie wunderbar ist dieser sonnig warme Tag, und ich denke an Theodor
Fontane, der da einst schrieb: „Frühling, dich hab’ ich vernommen!“
Und weiter gehen
Max und ich durch diesen herrlichen Wald, als ich ein lautes Geräusch vernehme,
das mich mehr an eine Baustelle als an den Frühling erinnert.
Holz ist teuer
geworden, ein endlich erträgliches Geschäft. Und geschäftig wird der Wald
geholzt, viel geschäftiger als die Jahre zuvor. Max und ich biegen um die Ecke
und Jahrtausende liegen gefällt vor mir. Eine riesige Maschine hat den Waldweg und die gesamte Umgebung in eine Katastrophe
aus Matsch und Zerstörung verwandelt. Die dicken Baumstämme liegen aufgestapelt
dort, wo einst dichtes Unterholz als Heimat für unzählige Geschöpfe diente. Hier können wir nicht mehr laufen und fliehen
quer durch den Wald, denn das Ungetüm krallt sich die Bäume, als wären sie
Streichhölzer.
Oben am Berg
schauen wir hinunter, wie die Maschine wütet und flüchten uns durch den hohen
Fichtenwald über den Berg, bloß weg hier, dort hin, wo die Welt noch in Ordnung
ist.
Wir treten aus dem
Fichtenwald, die Sonne scheint, der Weg ist bemoost, die Vögel singen, Max
schnuffelt den Weg entlang – ich strecke mein Gesicht der Sonne entgegen…
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